(wte) Auch die eigentlich als recht haltbar bekannten 5,25-Zoll-Disketten für die 1541 oder 1571 verlieren irgendwann mal das erste Bit, das Bit "kippt um" (das ist stark vereinfacht, aber ich will hier nicht auf die komplexen Details der GCR-Codierung eingehen, das überlasse ich den wirklichen Experten). Zwanzig Jahre sind halt eine lange Zeit. Man kann die Lebensdauer der Daten natürlich verlängern, indem man die Disketten regelmäßig umkopiert und so die Magnetisierung erneuert, aber was tun, wenn's zu spät ist und die ersten Bitfehler zu Leseproblemen führen?

Mir ist dies so mit (ur)alten Disketten für meinen CBM 4008 passiert. Doch wie so oft, werden die besten Lösungen aus der Mischung von Verzweiflung und Zufall geboren. Hinter meinen Überlegungen stand: 1. Es ist sowieso alles zu spät (schlimmer kann's nicht werden). 2. Wenn die Bits kippen, muss man sie eben wieder aufrichten. 3. Was bei kleinen Dellen im Holz hilft könnte ja auch hier helfen. Bekanntlich kann man kleinere Dellen in (Furnier)Holzmöbeln durch vorsichtiges Dämpfen mittels feuchtem Tuch und Bügeleisen entfernen. Das Prinzip basiert darauf, dass sich die eingedellten Holzfasern im Wasserdampf aufrichten und so die Delle verschwinden lassen.

Ich habe also meine Disketten vorsichtig gedampfbügelt! Und siehe da, es gelang mir fast alle Bits wieder aufzurichten. Die Ergebnisse dieser Rekonstruktionsversuche habe ich dann schnell in D64-Images übertragen, um sie dauerhaft zu retten. Die besten Programme können auf www.mysoft128.de [1] bewundert werden. Natürlich bleibt beim Bügeln von Disketten ein thermisches Restrisiko und man sollte auch nur die Einstellung "Seide" verwenden, trotzdem ist es einen Versuch wert. Ich habe im Anschluss auch alle meine alten Leerdisketten auf diese Weise behandelt, um so die gealterten Magnetschichten aufzufrischen und für weitere zwanzig Jahre Datensicherheit zu sorgen.

Reinhard Kratzberg

[1] Programme für CBM 4001 Series Computer: http://www.mysoft128.de/atbas/index.htm