Hobby und Elektronik 2004
(wte) Alle Jahre wieder öffnet die Hobby
und Elektronik
ihre Tore und alle Jahre wieder treffen sich auf der Stuttgarter Messe
C64-Fans aus ganz Deutschland. Das war auch im Spätherbst 2004
nicht anders.
Wie schon auf der HobbyTronic in Dortmund, so musste
auch in
Stuttgart ein Rückgang bei der Ausstellerzahl hingenommen
werden.
Trotz großzügiger Platzverteilung ließ
sich nicht
verbergen, dass das Angebot für die Messebesucher um eine
ganze
Halle geschrumpft war. Nach dem Aussterben der Elektronikbastler geht
jetzt wohl auch die Zahl derjenigen zurück, die sich ihren
Rechner
aus Komponenten zusammenstellen. Kostengünstige
Komplettangebote
von Aldi, Lidel und Co, fertig konfektioniert für Jedermann,
haben
inzwischen den Markt überrollt. Was auf der Messe noch gesucht
wird sind PC-Spiele, Handyschnickschnack sowie Zubehör
für
digitales Filmen und Photographieren. Der Messebesucher von heute ist
ein Fertigangebotkonsument, der kreative und innovative
Tüftler
scheint so gut wie ausgestorben (Quo vadis Germania?). In ganz Deutschland sind also die Tüftler und
Bastler
ausgestorben. In ganz Deutschland? Nein! Zwei von unbeugsamen
C64-Aktivisten bevölkerte Messestände hören
nicht auf
der allgemeinen Verdummung Widerstand zu leisten. Die GO64! und Oliver Biasins
Commodore
Connection Line (CCL)
hatten wieder
in Halle 11, der Halle der Computerclubs, Stellung bezogen. Wie schon in den vergangenen Jahren, waren die
Messestände ganztägig eng umlagert. Leider war auch
hier ein
fortschreitender Trend zu reinen "Gamern" feststellbar. Interessenten
an Technik und Fortentwicklung der Systeme waren hingegen seltener
anzutreffen. Große Sensationen wurden in Stuttgart auch nicht
präsentiert. Aus dem angebotenen Standardprogramm von Spielen,
Demos und
Anwendungen stach auf der Softwareseite die Anbindung des C64 an ein
TCP/IP-Netzwerk heraus. Mittels Contiki und TCP/IP-Steckkarte (RR-Net)
für das RetroReplay wurde über das messeinterne LAN
(Lokales
Netzwerk) auf das Internet zugegriffen. Es muss hier jedoch
erwähnt werden, dass für den Zugriff diverse
Parameter und
verschiedene Contiki Versionen in allen denkbaren Kombinationen
durchprobiert werden mussten, bis der Browser endlich im World Wide Web
landete. Ob Otto-Normaluser eine solche Geduld (und die ebenfalls
benötigten fachlichen Detailkenntnisse) aufbringt, um
ebenfalls
erfolgreich mit Contiki in einem LAN zu arbeiten, darf allerdings
bezweifelt werden. Auf der Hardwareseite gab es das schon von der
HobbyTronic
in Dortmund bekannte IEC-ATA-Interface zu bewundern [siehe dazu GO64! Heft 3/2004]. Es
ermöglicht den
Anschluss von "normalen" IDE-Festplatten an den seriellen Bus des C64.
Und wo man eine Festplatte anschließen kann, da kann man
mittels
IDE-CF-Adapter auch eine CompactFlash-Speicherkarte
anschließen
(die sind bekanntlich IDE-kompatibel). Skern nutzt z.B. in
seinem SX64 eine CF-Karte als Festplattenersatz an einem IDE64. Dass man einem Adapter auch einen zweiten
hinzufügen
kann, bewies der Autor dieses Artikels, der einen CF-IDE-Adapter mit
einem SCSI-IDE-Wandler kombinierte; z.B. erhältlich bei
HighPerTEC
[www.HighPerTEC.com].
Verbunden
wurden beide mit einem kurzen selbstgebastelten IDE-Flachbandkabel.
Zusammen mit einer CF-Karte wurde die Adapterkombination anstelle der
SCSI-Festplatte in ein CMD-HD eingebaut. Wie erhofft, verhält
sich
das CF in dieser Konfiguration wie eine "gewöhnliche"
SCSI-Festplatte. Sie hat allerdings den großen Vorteil des
geringeren Gewichts und der vollkommenen Schockunempfindlichkeit. Eine
alte 1GB SCSI-Platte ist sicherlich (noch) billiger als eine
vergleichbare CF-Karte, aber wenn es um das Wechseln des
Speichermediums geht, ist ein CF sicherlich schneller ausgetauscht. Der verwendete SCSI-IDE-Wandler (Modell: SCSIDE-BR2;
Kosten
ca. 100 Euro) hat zudem den Vorteil, dass man ihn auch für
andere
Geräte nutzen kann. Laut Hersteller eignet er sich z.B. auch
für CD/DVD Reader und Writer. Das bisherige Problem, einen
megateuren und seltenen SCSI-CD-Brenner mit BurnProof kaufen zu
müssen ist damit gelöst. Fehlt nur noch die
nötige
Brennersoftware (nicht wahr, Skern?). Leider unterstützt der
Wandler nicht das IDE-Master/Slave-Konzept (was über eine
LUN-Auswahl leicht zu steuern gewesen wäre). Somit ist immer
nur
ein IDE-Laufwerk (als Master) anschließbar. Seit 2003 gibt es in der Halle 11 das "Forum". Hier
werden
Fachvorträge für die Messebesucher gehalten. Die
Themen und
Referenten werden von den Computerclubs gestellt. Wer sich also
über Videoschnitt, Virtuelle Realität oder
Spambekämpfung informieren wollte, konnte zu den angegebenen
Vortragsterminen auf professionelle Hilfe hoffen. Das Interesse des
Publikums an den Vorträgen war recht unterschiedlich, aber
eines
war gewiß: immer wenn Stefan Zelazny (aka Galaktus) als
Vertreter
von Digitale Kultur e.V. [www.digitalekultur.org]
seinen Vortrag über die "Entstehung und Entwicklung der
Demoscene"
hielt, waren alle Plätze besetzt. Bleibt nur noch festzuhalten, was es diesmal (wieder)
nicht
zu sehen gab: den Commodore One und "Metall Dust". Fast beschleicht
einen das Gefühl, dass man diese Klassiker der
Ankündigungsrethorik niemals zu Gesicht bekommen wird. Aber
vielleicht, nein, ganz bestimmt, wird man sie bei der nächsten
Hobby und Elektronik sehen und deshalb werden wir wieder hinfahren. Fotos von der Hobby & Elektronik findet
man hier:
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