Messereport

[GO64!, Jahrgang 2005, Nr. 3, Seite 24 - 25]

Hobby und Elektronik 2004

(wte) Alle Jahre wieder öffnet die Hobby und Elektronik ihre Tore und alle Jahre wieder treffen sich auf der Stuttgarter Messe C64-Fans aus ganz Deutschland. Das war auch im Spätherbst 2004 nicht anders.

Wie schon auf der HobbyTronic in Dortmund, so musste auch in Stuttgart ein Rückgang bei der Ausstellerzahl hingenommen werden. Trotz großzügiger Platzverteilung ließ sich nicht verbergen, dass das Angebot für die Messebesucher um eine ganze Halle geschrumpft war. Nach dem Aussterben der Elektronikbastler geht jetzt wohl auch die Zahl derjenigen zurück, die sich ihren Rechner aus Komponenten zusammenstellen. Kostengünstige Komplettangebote von Aldi, Lidel und Co, fertig konfektioniert für Jedermann, haben inzwischen den Markt überrollt. Was auf der Messe noch gesucht wird sind PC-Spiele, Handyschnickschnack sowie Zubehör für digitales Filmen und Photographieren. Der Messebesucher von heute ist ein Fertigangebotkonsument, der kreative und innovative Tüftler scheint so gut wie ausgestorben (Quo vadis Germania?).

In ganz Deutschland sind also die Tüftler und Bastler ausgestorben. In ganz Deutschland? Nein! Zwei von unbeugsamen C64-Aktivisten bevölkerte Messestände hören nicht auf der allgemeinen Verdummung Widerstand zu leisten. Die GO64! und Oliver Biasins Commodore Connection Line (CCL) hatten wieder in Halle 11, der Halle der Computerclubs, Stellung bezogen.

Wie schon in den vergangenen Jahren, waren die Messestände ganztägig eng umlagert. Leider war auch hier ein fortschreitender Trend zu reinen "Gamern" feststellbar. Interessenten an Technik und Fortentwicklung der Systeme waren hingegen seltener anzutreffen. Große Sensationen wurden in Stuttgart auch nicht präsentiert.

Aus dem angebotenen Standardprogramm von Spielen, Demos und Anwendungen stach auf der Softwareseite die Anbindung des C64 an ein TCP/IP-Netzwerk heraus. Mittels Contiki und TCP/IP-Steckkarte (RR-Net) für das RetroReplay wurde über das messeinterne LAN (Lokales Netzwerk) auf das Internet zugegriffen. Es muss hier jedoch erwähnt werden, dass für den Zugriff diverse Parameter und verschiedene Contiki Versionen in allen denkbaren Kombinationen durchprobiert werden mussten, bis der Browser endlich im World Wide Web landete. Ob Otto-Normaluser eine solche Geduld (und die ebenfalls benötigten fachlichen Detailkenntnisse) aufbringt, um ebenfalls erfolgreich mit Contiki in einem LAN zu arbeiten, darf allerdings bezweifelt werden.

Auf der Hardwareseite gab es das schon von der HobbyTronic in Dortmund bekannte IEC-ATA-Interface zu bewundern [siehe dazu GO64! Heft 3/2004]. Es ermöglicht den Anschluss von "normalen" IDE-Festplatten an den seriellen Bus des C64. Und wo man eine Festplatte anschließen kann, da kann man mittels IDE-CF-Adapter auch eine CompactFlash-Speicherkarte anschließen (die sind bekanntlich IDE-kompatibel). Skern nutzt z.B. in seinem SX64 eine CF-Karte als Festplattenersatz an einem IDE64.

Dass man einem Adapter auch einen zweiten hinzufügen kann, bewies der Autor dieses Artikels, der einen CF-IDE-Adapter mit einem SCSI-IDE-Wandler kombinierte; z.B. erhältlich bei HighPerTEC [www.HighPerTEC.com]. Verbunden wurden beide mit einem kurzen selbstgebastelten IDE-Flachbandkabel. Zusammen mit einer CF-Karte wurde die Adapterkombination anstelle der SCSI-Festplatte in ein CMD-HD eingebaut. Wie erhofft, verhält sich das CF in dieser Konfiguration wie eine "gewöhnliche" SCSI-Festplatte. Sie hat allerdings den großen Vorteil des geringeren Gewichts und der vollkommenen Schockunempfindlichkeit. Eine alte 1GB SCSI-Platte ist sicherlich (noch) billiger als eine vergleichbare CF-Karte, aber wenn es um das Wechseln des Speichermediums geht, ist ein CF sicherlich schneller ausgetauscht.

Der verwendete SCSI-IDE-Wandler (Modell: SCSIDE-BR2; Kosten ca. 100 Euro) hat zudem den Vorteil, dass man ihn auch für andere Geräte nutzen kann. Laut Hersteller eignet er sich z.B. auch für CD/DVD Reader und Writer. Das bisherige Problem, einen megateuren und seltenen SCSI-CD-Brenner mit BurnProof kaufen zu müssen ist damit gelöst. Fehlt nur noch die nötige Brennersoftware (nicht wahr, Skern?). Leider unterstützt der Wandler nicht das IDE-Master/Slave-Konzept (was über eine LUN-Auswahl leicht zu steuern gewesen wäre). Somit ist immer nur ein IDE-Laufwerk (als Master) anschließbar.

Seit 2003 gibt es in der Halle 11 das "Forum". Hier werden Fachvorträge für die Messebesucher gehalten. Die Themen und Referenten werden von den Computerclubs gestellt. Wer sich also über Videoschnitt, Virtuelle Realität oder Spambekämpfung informieren wollte, konnte zu den angegebenen Vortragsterminen auf professionelle Hilfe hoffen. Das Interesse des Publikums an den Vorträgen war recht unterschiedlich, aber eines war gewiß: immer wenn Stefan Zelazny (aka Galaktus) als Vertreter von Digitale Kultur e.V. [www.digitalekultur.org] seinen Vortrag über die "Entstehung und Entwicklung der Demoscene" hielt, waren alle Plätze besetzt.

Bleibt nur noch festzuhalten, was es diesmal (wieder) nicht zu sehen gab: den Commodore One und "Metall Dust". Fast beschleicht einen das Gefühl, dass man diese Klassiker der Ankündigungsrethorik niemals zu Gesicht bekommen wird. Aber vielleicht, nein, ganz bestimmt, wird man sie bei der nächsten Hobby und Elektronik sehen und deshalb werden wir wieder hinfahren.

Fotos von der Hobby & Elektronik findet man hier:
[1] http://www.c128.net/album/he2004/index.htm
[2] http://www.c64page.de/DATEN/HE04/H+E04.html [toter Link]

[Messestand der GO64!]
Fachsimpeleien am Messestand der GO64!
 
[Messestand der CCL]
Zocker und Schaulustige umlagern die Computer der CCL. Teilweise war im Gang kein Durchkommen mehr
 
[Graphic Booster 128]
Zum Standardprogramm der CCL zählten auch Tools und Anwendungen. Hier eine hochauflösende Grafik mit dem Graphic Booster 128

[Contiki auf dem SX64]
Der C64 als Client im TCP/IP-Netzwerk: Mittels TCP/IP-Steckkarte (RR-Net) für das RetroReplay und Contiki geht's ins World Wide Web

[CF-Card an SCSI]
Die Kombination von CF-IDE-Adapter (links) mit einem SCSI-IDE-Wandler (rechts) erlaubt den Betrieb einer CF-Karte als Ersatz für eine SCSI-Festplatte in einem CMD-HD

[Vortrag im Forum der Halle 11]
Bei Stefans Vortrag über die "Entstehung und Entwicklung der Demoscene" waren wieder alle Plätze besetzt

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Erstellt von WTE, am 20. April 2005; überarbeitet am 02. Dezember 2017